Throwback: Bei meiner Gastfamilie in China

你们好 (nimenhao, d.h. Hallo),

heute reise ich mit euch 4 Jahre zurück zum 21.05.2012. Für mich war es einer der wirklich besonderen Tage in meinem Leben. Vor ein paar Monaten bin ich über den Tagesbericht zu diesem Tag gestolpert, damals war ich an dem Tag mit dem Bericht für die Schulzeitung dran. Jetzt habe ich ihn leicht abgeändert …

Nach der ersten Nacht bei meiner Gastfamilie ging es am Morgen direkt Richtung Polizeistation, wo der Aufenthalt in der Stadt gemeldet werden muss. Da wir aber schon vor der Öffnungszeit in der Nähe waren, sind wir zuerst noch kurz durch einen chinesischen Supermarkt gelaufen, der mit seinen vielen Ständen an einen überdachten Markt erinnert. Dann ging es aber zur Polizeistation, wo die Personalien von meiner Gastfamilie und mir festgehalten wurden. Auf dem Rückweg schlenderten wir eine Straße (户部巷) entlang, auf der an beiden Seiten Stände mit fertig zubereitetem Essen standen, die sich zu Reihen zusammensetzten. Mein Gastvater kaufte mir viele verschiedene warme Speisen zum Frühstück darunter Reisstückchen, mit Suppe gefüllte Täschchen, flüssiges weißes Tofu und scharfe Kartoffeln und das alles um 9.30 Uhr Peking Zeit, also für meinen Körper 3.30 Uhr am Morgen.

Von etwa 10 bis 11.30 Uhr besichtigten meine Gastschwester und ich den gelben Kranichturm (黄鹤楼, Huang He Lou). Es handelt sich dabei um eine Pagode, welche auf einem Berg im Stadtbezirk Wuchang erbaut wurde. Neben dem Bauwerk lassen sich dort auch Malereien und kostbare Vasen bestaunen.

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Aussicht vom gelben Kranichturm

Anschließend ging es zur Schule. Im Gepäck befand sich u.a. eine Packung Mungobohnenkuchen (绿豆糕, lǜdòugāo; engl. mung bean cake), die mir meine Gastfamilie mitgegeben hat, um sie mit meinen Mitschülern aus Deutschland zu verzehren. Nun waren meine Gastschwester und ich vorerst getrennt – sie besuchte ihren regulären Unterricht, wir Austauschschüler hatten für die nächsten Stunden ein extra Programm.

Zunächst einmal erfolgte die offizielle Begrüßung im Konferenzraum. Sie dauerte etwa eine Stunde und zu den Anwesenden gehörten die beiden Schulleiter, die Lehrerinnen der Fremdsprachen Deutsch bzw. Chinesisch und wir Austauschschüler.

Auf den Basketballspielfeldern war reges Treiben und schon kurz nach dem Verlassen des Gebäudes zur Besichtigung des Geländes pausierten wir für ein fünfminütiges fünf gegen fünf Spiel zwischen einigen der chinesischen Schülern und Jungen von unserer Schule.

Den ersten Unterricht erlebten wir um 15.50 Uhr – Englischunterricht auf eine andere Art und Weise. Die Klasse bestand aus 46 Schülern und Schülerinnen von etwa 14 Jahren, die dann erst gemeinsam einige Dialoge einer CD nachgesprochen haben, bevor sie dann unter Beachtung des Unterschieds erfolgreiche/erfolglose Unterhaltung selber vor der Klasse Gespräche mit einem Partner führten.

Nun aßen wir in der Schulkantine zu Abend, bis wir dann unsere Gastgeschwister zum Abendunterricht begleiteten. Für mich stand Geschichte auf dem Stundenplan, sodass ich einem Vortrag über die Autoproduktion in Amerika, die Wirtschaftskrise und den Zweiten Weltkrieg lauschen konnte. Nein, das konnte ich natürlich nicht alles verstehen, aber meine Gastschwester hat die Themen für mich ins Englische übersetzt und ich freute mich schon, dass mir zumindest einige Schriftzeichen geläufig waren. Um 19.50 Uhr war die Schule zu Ende und meine Gastschwester und ich wurden von ihrem Vater mit dem Auto an der Schule abgeholt. Zuhause angekommen haben meine Gastschwester und ich uns zusammengesetzt und noch bis in die Nacht unterhalten, bis wir schließlich doch zu Bett gingen.

Ich habe die Zeit in China sehr genossen und kehrte glücklich heim und ich muss zugeben, dass ich mir seitdem öfter gewünscht habe, mal kurz nach China zu fliegen. 2017 möchte ich mir den Wunsch erfüllen und endlich erneut nach China reisen :-)

Die Wiedersehensvorfreude ist bereits riesengroß und das nicht nur von meiner Seite – noch heute stehe ich mit drei Freundinnen in Kontakt, die ich in dieser Zeit gewann und sich persönlich zu treffen ist natürlich besser, als über WeChat auf dem Laufenden zu bleiben.

再见 (zaijian, d.h. Auf Wiedersehen),
Alexandra

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